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"Gastspiel - sechs Künstler aus Unterfranken"

Die Ausstellung findet im Zuge eines Künstleraus-tausches zwischen Künstlern aus der Galerie im Saal und dem BBK Karlsruhe statt, ein durchaus ungewöhnlicher Austausch zwischen zwei grundverschieden organisierten Ausstellern: einem Berufsverband Bildender Künstler und einer privaten Galerie.

 

Dierk Berthel
1963 in Schweinfurt geboren

Nach einer Lehre zum Steinmetz und Bildhauer und einer dreijährigen Berufstätigkeit als Bildhauer besucht Dierk Berthel von 1984 bis 1986 als Meisterschüler die Fachschule für Bildhauer in Aschaffenburg. Seit 1986 ist er als Bildhauer selbständig. Er ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler und in der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens, im Netzwerk für dreidimensionale Kunst und Bildhauerei in Europa sculpture network  sowie in der Verwertungsgesellschaft Bildkunst Bonn.

Der Bildhauer Dierk Berthel lebt und arbeitet in Rannungen in der Rhön. In einem großzügigen Atelier und einer entsprechenden Freifläche entwickelt er seine Skulpturen aus mehreren Materialien kombiniert. Holz als zentrales Material wird zumeist mit Metall, konkret mit montierten Blechen ergänzt. „Was ich beim Holz mit der Kettensäge entferne und so meine Raumgebilde immer kleiner werden, gleiche ich mit dem angefügten Metallteilen wieder aus.“ Archaische Gebilde von urtümlicher Materialität und Form sind hin und wieder mit Witz und Charme kleiner Verspieltheiten gepaart.


Ernst J. Herlet
1946 in Schweinfurt geboren
Nach einer Lehre als Schaufenstergestalter und Plakatmaler besucht Ernst J. Herlet von
1966 bis 1972 die Werkkunstschule in Würzburg und die Fachschule für Graphik und Werbung in  Nürnberg. 1972 wechselt er an die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg zu den Professoren Weil und Dollhopf.

Der Maler Ernst J. Herlet lebt und arbeitet in Schweinfurt, der Stadt in Unterfranken, die sich als Industrie- und Kulturstadt outet. Er bereist die ganze Welt und greift überall typisches Material, Kleinode und erschreckende Spuren eines gnadenlosen Imperialismus auf, die er in seinen zumeist großformatigen Arbeiten einbaut. Seine kritische Position gegen alles, was Macht ausübt und zumeist menschliches Schicksal damit zerstörerisch beeinflusst, findet sich in allen seinen Werken, nie plakativ anklägerisch, sondern fragend und unterschwellig kommentierend. Dabei bewegt er sich virtuos zwischen Abstraktion und realen Symbolismen. Seine Arbeiten sind hochästhetisch, dienen aber nie der ästhetischen Befriedigung.


Gerd Kanz
1966 geboren in Erlangen
Von 1985 bis 1987 besucht Gerd Kanz die Fachoberschule für Gestaltung in Nürnberg. Von 1987 bis 1993 studiert er Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Seit 1992 ist er Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler.

Der Maler und Bildhauer wohnt und arbeitet im „Alten Brauhaus“ in Untermerzbach, an der Grenze Unterfrankens nach Oberfranken. Viele seiner Arbeiten entstehen durch ein kontrolliertes Experiment, durch Montage und diffizile Oberflächengestaltung, sowohl was die Struktur betrifft als auch in Bezug auf eine feine Farbigkeit. Seine architektonischen Objekte leben vom Licht, das ihnen erst die Farbigkeit verleiht, die der Künstler vorgedacht hat. Es sind Durchblicke in einem vielfältig übertragbaren Sinn, die seine Arbeiten ihm selbst und dem Betrachter ermöglichen. Die Auseinandersetzung mit der Form, mit dem Material, mit der Oberfläche und letztlich mit der Farbe sind dem Künstler ein existentielles Erfahrungsfeld.


Gerhard Nerowski
1958 in Hamburg geboren
1979 schließt Gerhard Nerowski die Fachoberschule Gestaltung ab und entschließt sich 1980 zu einer Ausbildung zum Schreiner. Von 1986 – 92 absolviert Nerowski ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und wird 1991 dort zum Meisterschüler von Prof. Uhlig ernannt.

Der Bildhauer lebt und arbeitet in Königsberg in Bayern. Der in der Ausstellung in Karlsruhe gezeigte Ausschnitt aus seinem umfangreichen Werk greift seine humorvoll vorgetragenen Alltagsdinge auf, die der Künstler durch sein Gestaltungsverständnis in ein Kunstmedium transferiert. Die Arbeitsspuren auf seinen Arbeiten schaffen einen Eindruck von Vorläufigkeit oder Unvollendet-Sein, das dann ganz im Gegensatz zur perfekt durchgestalteten Figur steht. Der Künstler schönt seine Arbeiten nie und gewinnt so eine kräftige, ursprüngliche Wirkung, die von diesen „Nettigkeiten“ ausgehen. Spuren von Farbe auf seinen Arbeiten sind keine Überbleibsel aus dem Entstehungsvorgang, sondern Markierungen.


Barbara Schaper-Oeser
1941 geboren in Leipzig
Von 1959 bis 1963 absolviert Barbara Schaper-Oeser eine Ausbildung zur Textildesignerin an der Werkkunstschule in Kassel und 1963 als Notenherstellerin. Seit 1968 ist sie als freischaffende Notentypografin und Grafik-Designerin tätig. 1971 beginnt sie die autodidaktische Beschäftigung mit Malerei und freier Grafik. Sie ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler und in der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens.

Die Künstlerin lebt und arbeitet als Malerin und Objektkünstlerin in Würzburg. Auch aus ihrem sehr vielseitigen Werk ist in dieser Ausstellung in Karlsruhe ein kleiner aber besonders bedeutungsvoller Teil ausgestellt: ihre Bleiarbeiten, mit Gold und Spiegeln unterlegt. Beide Materialien sind von hoher symbolischer Kraft und raffinierter ästhetischer Wirkung. Die dem Blei immanente Schmiegsamkeit und Biegsamkeit nutzt die Künstlerin in vielfältigsten Variationen aus, um ihre Kompositionen in einem veränderndem Licht sich entfalten zu lassen. Schwere und Leichtigkeit treffen sich zu einem Rendezvous in einem festlichen Lichtraum.


Werner Tögel
1951 geboren in Schweinfurt
Von 1972 bis 1976 absolviert Werner Tögel ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei Prof. Dollhopf, seit 1980 ist er als Kunsterzieher in Nürnberg tätig.
Der Maler lebt und arbeitet in Großenseebach bei Nürnberg. Die Schwerpunkte seiner Arbeiten liegen auf Landschaften, sowohl Kultur- als Naturlandschaften und auf Portraits. In der Ausstellung in Karlsruhe wählte der Künstler Ansichten aus Städten in den USA aus, so wie er sie als Bluesgitarrist erlebt hat. Besondere Orte, wie Musiktempel tauchen auf oder ausgewählte und berühmte Straßen oder Autos, Dinge aus einer Unterhaltungskultur, wie sie unsere und auch seine Generation geprägt hat. Seine Arbeiten sind in vielen Schichten aufgebaut, zuerst eine gegenstandlose Collage, die dann mit Öl- und Acrylfarben überarbeitet wird. Am Ende entsteht über einem Papiermosaik ein explosives Farbfeld, das mehr oder weniger deutlich Realität aufnimmt.

Egon A. Stumpf

 

 

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