umbruch
online-Ausstellung der Galerie im Saal
Zum Vergrößern bitte die einzelnen Bilder anklicken, von dort führt Sie ein Link zu weiteren Informationen.
Einführung
Umbruch steht für Veränderung, nicht im Sinne von Weiterentwicklung, sondern von Innehalten und Neuorientierung. Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen gezeigt, dass es Lebensformen gibt, die andere Abläufe haben als die tägliche Hetze nach mehr und mehr und mehr und höher schneller weiter. Entschleunigung konnte plötzlich gelebt werden, Zeit eigene Phantasie auszudrücken war plötzlich gegeben, Besinnung auf das, was wir am Ende wirklich brauchen, gegen das, was uns von außen ständig aufgedrängt wird. Sich besinnen, nachzudenken, abwägen zu können nicht nur zwischen zwei oder vielen Verpflichtungen, sondern mit ausreichend Zeit und Muse, führte bei vielen Menschen in der Zeit der Isolation zu der Überzeugung, dass es durchaus Sinn macht, etwas an seinem vergangenen Alltag zu ändern. Sein Leben wieder zu konzentrieren auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse.
Als Galerie für moderne Kunst, so wie sie in unserer Region zu finden ist, wurde der Begriff „Umbruch“ schnell zu einem Thema für eine erst einmal virtuelle Ausstellung. Dabei geht es uns darum, bildnerische Werke zusammen zu tragen, die sich mit dem Umbruch dieser Tage beschäftigen oder ganz unabhängig davon mit Umbrüchen im Werk der Künstler oder mit einem philosophisch verstandenen Begriff des Umbruchs, worin auch eine gesellschaftliche Auffassung dieses Begriffes verstanden werden kann.
Die einzelnen Werke der Künstler, die sich bei uns gemeldet haben, um sich an dieser Ausstellung zu beteiligen, sind nicht immer vordergründig einzuordnen und oft nur aus einem größeren Werkzusammenhang wirklich zu begreifen. Andere dagegen tragen die Idee dieses Begriffes direkt in sich, indem Bezüge hergestellt werden zwischen früher und heute oder neue Perspektiven auf allzu bekannte Betrachtungen eröffnet werden. Auch autobiografische Ereignisse zwingen einzelne Künstler zu neuen Materialien und Ausdrucksformen oder Begegnungen mit anderen Künstlern, die zu faszinierenden Erfahrungen verhalfen und das eigene künstlerische Tun verändert haben, manchmal marginal manchmal radikal. Grasse Ereignisse, wie die Toten im Mittelmeer z.B. fordern einen Menschen geradezu heraus, sich diesem Thema immer und immer wieder künstlerisch zu stellen und eine Konzentration auf solches Grauen in den Blick, letztlich auch des Betrachters, zu rücken.
Etwas Schicksalhaftes stößt die eine oder andere Aktion an, die sich in den Dimensionen zwischen persönlichem Schicksal von kleinem und größerem Ausmaß und historischen Ereignissen von pandemischen Ausmaßen bewegt. Im letzten Fall sind nicht nur Krankheitspandemien gemeint, sondern auch Kriege und Hungersnöte, auch Folgen umweltzerstörender Gesellschaften, die massenweise Menschen entwurzeln und diese zwingen einen radikalen Umbruch ihres Lebens zu wagen.
Wir wissen, dass mit einer Kunstausstellung die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht verändert werden können, aber Kunst hat immer eine Rolle gespielt, das Bewusstsein der Menschen zu verändern, indem es auf Unerträgliches fokussiert.
Vielleicht kann man sagen, dass die künstlerischen Werke symbolische Spiegelungen eines geträumten neuen Tages sind, weil dieser ersehnt wird, wenn sie es so poetisch lieben können!
Egon A. Stumpf